Lesehäppchen

Aus "Herzhaft verführt - Küss den Koch"

 

 

   

»Eis, Signorina?«, weckt mich eine fröhliche Stimme.

Ich schrecke auf und weiß im ersten Moment nicht, wo ich bin. Mein Kopf brummt ein bisschen – Schlafen unterm Sonnenschirm vertrage ich nicht wirklich gut, aber egal. Ich schaue hoch und direkt in ein Paar hellblaue Augen. Das Lächeln darunter ist unverschämt breit und gehört unverkennbar Daniele.

»Hi«, nuschle ich und drehe mich so, dass ich ihn besser sehe. »Wie hast du mich gefunden?«

»Ich habe zufällig verfolgt, wohin du gegangen bist.«

Mit anderen Worten, er hat mich beobachtet. Ich verkneife mir ein Kopfschütteln. »Mittagsservice überstanden?«

»Gerade eben!« Er lacht und hält mir eine von zwei Spitztüten Eis entgegen: Schoko-Vanille, das verdrehte, das ich so mag.

»Danke!« Ich nehme es, setze mich auf und schaffe es, meinem trockenen Dank ein immer noch leicht verschlafenes Lächeln folgen zu lassen.

»Gern geschehen.« Er setzt sich ohne weitere Umstände neben mich auf die Liege. In diesem Moment bin ich froh, dass ich mehr als nur einen Bikini anhabe, denn sein Blick gleitet erneut unverkennbar taxierend an mir auf und ab, und jetzt sitze ich nicht hinter einem schützenden Tisch.

Umständlich wickle ich meine Eistüte aus und fange an, daran zu naschen, bis ich Danieles Blick registriere, der unverwandt auf meinen Mund geheftet ist.

Echt jetzt – kann man denn nicht mal in Ruhe sein Eis lutschen, ohne dass der Mann, der neben einem sitzt, gleich zu glotzen anfängt?

Ich höre demonstrativ auf zu lecken und wende mich langsam zu ihm um. Ich sehe, wie ihm die Röte ins Gesicht schießt, und genau das nimmt mir plötzlich den Wind aus den Segeln. Anstatt eine scharfe Bemerkung abzulassen, begnüge ich mich mit einem Stirnrunzeln und einem milden Kopfschütteln.

»Ja, schon gut«, murmelt er betreten, weil er sofort weiß, was ich meine. »Du hast eben leider so unheimlich sexy Lippen, was kann ich dafür, wenn mich das auf Gedanken bringt?«

»Och!« Gespielt genervt verdrehe ich die Augen zum Himmel. »Dann hättest du mir das Eis wenigstens mit einem Löffel bringen sollen!«

Jetzt muss er lachen. »Aber das war doch genau mein Hintergedanke«, gibt er mit entwaffnender Offenheit zu.

»Schon gut, Schwamm drüber. Reiß dich aber bitte ein bisschen zusammen, ja?«

»Na schön. Könnte mir aber schwerfallen!« Er zwinkert mir verschmitzt zu und ich lache zurück.

Daniele hat was. Hübsch ist er auch, also stört es mich nicht, dass er ein bisschen deutlich geworden ist. Ich traue mir durchaus zu, ihn in seinen Grenzen zu halten, wenn ich das will.

Aber vielleicht will ich das ja auch gar nicht. Wie lange ist es eigentlich her, dass ich einen sommerlichen Urlaubsflirt hatte? Drei Jahre war ich mit Alex zusammen, und das waren im Rückblick betrachtet zweieinhalb Jahre zu viel, aber nun bin ich frei und niemandem Rechenschaft schuldig außer mir selbst. Und flirten heißt ja noch lange nicht …

„Du schreibst also ein Buch?“, schwenkt er zu einem für ihn unverfänglicheren Thema.

Den Mund voller Eis, nicke ich nur wortlos.

„Ein Kochbuch etwa?“

„Nein, das nicht.“ Endlich kann ich wieder sprechen.

„Und warum recherchierst du dann bei uns? Worum wird es denn in deinem Buch gehen?“

Als ich ihm in kurzen Worten die Zusammenhänge schildere, nickt er verständnisvoll.

„So, eine Liebesgeschichte also. Und der Koch ist die Hauptfigur?“

„So kann man es nennen.“

„Das ist ja dann wie im echten Leben.“ Verschmitzt grinst er mich an bei diesen Worten.

„Na ja – vermutlich nur beinahe. Ist ja doch alles erfunden letzten Endes.“

»Trotzdem sollte ich dich vielleicht noch warnen«, meint Daniele nach einer kurzen Denkpause, und die Art, wie er das sagt, macht mich neugierig.

»Warnen? Wovor?« Ich lecke hastig weiter an meinem Eis, ehe es total zerschmilzt und mir über die Finger läuft.

Er dreht unschlüssig seine Waffel zwischen den Fingern, als wüsste er nicht so recht, wo er anfangen soll und ob überhaupt. Dann gibt er sich einen sichtbaren Ruck.

»Vor unserem Chef«, sagt er. „Nicht, dass aus deiner erfundenen Geschichte doch noch Ernst wird.“

»Wie sollte das denn gehen?«, erkundige ich mich erstaunt.

»Cavalieri ist ein Weiberheld, ein Frauenjäger«, informiert er mich nun geradeheraus.

»Und?«, frage ich ungerührt. »Dieses Wissen habe ich mir bereits ergoogelt und dazu gehören außerdem immer zwei.«

Er wirft mir einen schrägen Blick zu. »Du bist nicht die Erste, die das sagt.«

Ich fange an zu grinsen. »Dann bin ich wohl auch nicht die Erste, bei der du das beobachtest.«

Daraufhin schüttelt er bedächtig den Kopf. »Nein, meine hübsche Ambra, bist du nicht. Aber du bist die Einzige, die von mir diese Warnung bekommt. Pass also lieber auf dich auf.«

Ich sehe ihn fragend an. Sein Beschützerinstinkt rührt mich, die Information dahinter lässt mich aufhorchen.

»Was soll das heißen?«, bohre ich nach. Die Schriftstellerin in mir erwacht zu neugierigem Leben. Welcher Stoff mag sich mir hier bieten – so gänzlich unerwartet? Lauert da etwas, das ich vielleicht später einmal in einem anderen Buch gebrauchen kann? »Los, erzähl!«, fordere ich ihn auf. »Dafür darfst du mir auch wieder mal beim Eislutschen zusehen.«

Er grinst vielsagend – offenkundig macht ihm das zweideutige Spielchen ebenso viel Spaß wie mir. Inzwischen bin ich ebenfalls bei der Waffel angelangt. Sie knackt leise, als ich hineinbeiße.

»Ich wollte dir raten, dich nicht in ihn zu verlieben, weil dich das nur genauso unglücklich machen würde wie unzählige Frauen vor dir auch schon. Jede dachte, sie wäre diejenige, bei der er wieder Wurzeln schlagen könnte, dabei sind sie nur mit gebrochenem Herzen aus dem Urlaub wieder nach Hause gefahren. Er schleppt sie reihenweise ab.« Sein Gesichtsausdruck liegt irgendwo zwischen missbilligend und bewundernd.

Die Formulierung lässt mich aufhorchen: Wieder Wurzeln schlagen?

»Er hatte also früher mal eine feste Beziehung?« Eigentlich eine dumme Frage, oder?

Daniele zuckt die Schultern. »Es gehen so Gerüchte. Irgendwann mal. Soll aber lange her sein.«

»Aha. Weißt du, warum er so ein Herzensbrecher geworden ist?« Nun bin ich noch neugieriger geworden.

»Weil er kann. Wahrscheinlich steckt eine Frau dahinter, aber ich weiß darüber auch nichts Genaues. Piero kennt ihn schon viel länger als ich, und ihm ist mal was rausgerutscht, das nach einer Ex-Frau klang. Sie scheint ihm übel mitgespielt zu haben.«

»Ach, und du meinst, er rächt sich jetzt, indem er anderen Frauen die Herzen bricht?«

»Na ja … vielleicht nicht mit Absicht.« Offensichtlich mag er seinen Chef. »Er kann nicht anders, aber er ist wohl so fair und lässt keinen Zweifel daran, dass er nichts Ernstes will. Aber irgendwie scheint das nur den Ehrgeiz der Frauen anzustacheln. Je unverbindlicher er ist, umso mehr steigern sie ihre Bemühungen. Und am Ende packen sie die Koffer und reisen heulend ab.«

»Ein Weiberheld also«, murmle ich mit vollem Mund und kaue langsam und nachdenklich. »Kann ich mir gar nicht vorstellen.«

Daniele sieht mich fragend an. „Was meinst du damit?“

Klar konnte er mir nicht folgen. »Dass einer wie Cavalieri Erfolg bei den Frauen hat«, erkläre ich. »Er sieht immer aus, als hätte ihm jemand den Stern geklaut. Das finde ich nicht gerade besonders verführerisch.«

»Ist es aber anscheinend«, widerspricht er mir. »Und zwar so richtig.«

»Aha. Na – ist doch gut zu wissen, dass ich gegen solche Typen immun bin, oder?« Meine Stimme bebt vor unterdrückter Belustigung. „Welche Rolle spielst du eigentlich in diesem Stück?“

Er schnaubt belustigt. »Ich bin gelegentlich mal der Kummerkastenonkel und bekomme das manchmal mit, wenn ich nach dem Service an unserer Bar oder irgendwo sonst mal einen trinken gehe.«

»Du Ärmster!«, spotte ich milde. »Das muss ja fürchterlich sein!«

Daniele legt den Kopf in den Nacken und lacht. »Wie man’s nimmt.«

Das ist ja wirklich eine lustige Geschichte. Ich kann kaum noch ernst bleiben. Damit hätte ich tatsächlich Stoff für eine Sommerkomödie. Ich werfe Daniele noch einen amüsierten Seitenblick zu, schiebe mir den letzten Rest Waffel in den Mund – die unterste Spitze, die voll Bitterschokolade ist, mmh – und kaue genüsslich, dann stehe ich auf und strecke mich erst mal so richtig.

»Bist du eigentlich nur gekommen, um mir ein Eis zu spendieren?«

»Nein – hätte ich glatt vergessen!« Er grinst verschmitzt. Irgendwie finde ich ihn wirklich total süß. »Der Chef lässt dir ausrichten, du kannst jetzt in die Küche kommen, wenn du etwas sehen willst.«

»Ah ja, fein.«

»Jetzt kannst du dich nützlich machen und Miesmuscheln putzen.« Sein Grinsen vertieft sich und ich lache mit ihm.

»Na, dann mal los.«

Von Cavalieri ist nichts zu sehen – er sei in seinem Büro, höre ich nebenbei, während Daniele mir eine ausgediente Küchenschürze reicht. Dann führt er mich zu einem der Waschbecken. Es liegt ein bisschen abseits in einer Ecke der überraschend geräumigen Küche, so dass ich niemandem im Weg bin. Hier erwartet mich eine Ladung – Muscheln?

»Venusmuscheln«, erklärt er mir. »Sie gehören zu den Teppichmuscheln und werden hier in der Gegend gesammelt.«

»Teppichmuscheln?« Ich sehe ihn interessiert an.

»Im Gegensatz zu Pfahlmuscheln, die so wie die Miesmuscheln an Pfählen oder an Seilen in den Zuchtbänken wachsen. Diese hier, die vongole, bilden einen Teppich am Meeresboden.«

Aha. Wieder was gelernt. Und was ist nun meine Aufgabe? Die vongole sehen schon so sauber aus!

Im Waschbecken liegt eine umgedrehte Pfanne und Daniele zeigt mir, wie ich die Muscheln mit der Unterseite darauf klopfen muss.

»Und warum macht man das?« Ich habe immer noch nicht verstanden, was das eigentlich soll.

»Warte, ich zeig’s dir – hoffentlich finde ich jetzt gerade eine.«

Er wühlt mit beiden Händen in den Muscheln und zieht dann eine heraus, die in meinen Augen nicht anderes aussieht als der Rest. Dann stößt er sie sachte gegen den Pfannenboden – zwei, drei Mal. Beim vierten Mal öffnen sich plötzlich die beiden Schalenhälften und drin ist – Sand!

»Ach!«

»Genau. Und nun stell dir mal vor, wir hätten eine von denen in einem riesigen Topf mit Muschelsoße. Wir müssten alles wegwerfen. Die sind tot, aber voller Sand, daher kann man sie auch am Gewicht nicht von den anderen unterscheiden. Höchstens anhand ihrer Farbe, siehst du?« Er hält sie neben eine andere, und erst jetzt sehe ich, dass die leeren Schalen etwas gelbstichiger sind. Man braucht ein geübtes Auge, um das zu erkennen. Ich werde wohl tatsächlich klopfen müssen, und Daniele ermahnt mich eindringlich, sorgfältig zu sein. Niemand wird meine Arbeit kontrollieren und damit bin ich allein für die Muschelsoße dieses Abends verantwortlich.

Na, dann mal los. Es ist eine ziemlich stupide Tätigkeit, und wahrscheinlich macht die sonst der Azubi. Jetzt haben sie mal ein anderes Opfer gefunden und Rudi schneidet stattdessen haufenweise rote Zwiebeln. Immerhin habe ich währenddessen die Möglichkeit, immer wieder mal herumzuschauen und den anderen bei ihren Tätigkeiten zuzusehen. Etwas später kommt ein Lieferant zur Hintertür herein, der freundlich begrüßt wird. Daniele öffnet das Kühlhaus, und der Fremde schleppt mehrere Kisten frische Tomaten herein. Eine davon bleibt gleich in der Küche stehen, und Anna schüttet ihren Inhalt ins Spülbecken. Die Tomaten werden sorgfältig gewaschen, dann gestückelt, und Rudi setzt einen großen Topf auf die Gasflamme. Olivenöl kommt hinein, dann, als es heiß ist, die Zwiebeln. Darauf die Tomaten. Bald duftet die ganze Küche – herrlich!

Ein dumpfes Geräusch reißt mich aus meinen Betrachtungen – eine meiner Muscheln hat sich während des Klopfens geöffnet und gibt mir einen Einblick in ihr sandiges Innenleben. Heimlich beglückwünsche ich mich zu meinem Erfolg und konzentriere mich mit neu erwachtem Elan wieder auf meine eigene Arbeit.

Als der Haufen Muscheln neben mir nach einer guten Stunde endlich bis auf ein paar verschwunden ist, tut mir der Nacken weh. Die Küchenbrigade geht in die kurze Nachmittagspause.

»Du solltest auch gehen und dich ausruhen «, rät mir Daniele. »Komm doch um sechs zum Abendessen wieder.«

»Okay.«

Ich mache die letzten Muscheln fertig, wasche mir sorgfältig die Hände und nehme die Schürze ab.

»Ach. Noch was …«

Er sieht sich kurz um, ob auch keiner zuhört. »Hast du Lust, heute nach dem Service mit mir noch was zu trinken?«

Ich schaue ihn überrascht an. »Warum nicht?«

»Fein!« Ein breites Grinsen belohnt mich für meine Zusage. »Dann also bis später.«

»Später? Und wann wäre das?« Ich sollte es schon wissen, finde ich, und feixe ihn an.

»Ach ja, du kennst ja unsere Zeiten noch gar nicht. Die Küche schließt in der Regel zwischen zehn und halb elf.«

»So früh?« Ich bin erstaunt. »Und wenn danach noch jemand etwas essen möchte?«

»Nicht bei uns. Es gibt andere Lokale, die machen dir bis weit nach Mitternacht was zu essen, aber nicht das Stella. Die Leute wissen das. Wer nachts um eins noch ne Pizza will, muss woanders suchen. Und außerdem …« Wieder blitzt es schelmisch in den blauen Augen auf. »Irgendwann, solange du noch hier bei uns bist, muss ich dich ja auch noch mal zum Abendessen ausführen!«

»Jetzt aber langsam mit den jungen Pferden«, bremse ich seine Begeisterung. »Lass uns erst mal mit dem Drink heute Abend anfangen, ja?«

»Okay, okay«, beschwichtigt er mich lachend. »Komm später vorbei, und wenn du Hunger hast, dann …«

»Daniele!«, mahne ich lachend.

Aus irgendeinem mir selbst unverständlichen Grund scheue ich mich, ihn nach seinem Chesf zu fragen. Eigentlich sollte ich ihn ja bei seinen Tätigkeiten begleiten, aber bis jetzt lässt er sich nicht blicken.

Schön, dann eben wieder meine Strandliege.

 

Pünktlich um sechs Uhr finde ich mich im Stella di mare ein und geselle mich zur Crew. Die Atmosphäre gefällt mir. Da sitzen zehn Leute unterschiedlichen Alters bunt zusammengewürfelt an einem langen Tisch und plaudern und lachen, dass es eine wahre Freude ist.

Cavalieri ist nicht dabei. Er sitzt immer noch im Büro, mit einem Snack, wie ich erfahre.

»Isst er nie mit euch?«

Daniele, der mich zwischen sich und die nette Spülfrau platziert hat, schüttelt mit vollem Mund den Kopf. »Er hat keine Zeit. Er isst nebenbei, während er die Speisekarte überarbeitet, die Bestellungen vorbereitet oder die Rechnungen kontrolliert. Kommt ganz selten mal vor, dass er sich zu uns setzt. Außerdem will er uns die lockere Stimmung nicht verderben.«

Er weiß also, welche Wirkung er als Chef und mit seiner reservierten Art auf seine Umwelt hat. Dass er anderen durch seine pure Anwesenheit die Laune verdirbt.

Komisch – einen Moment lang durchflutet mich Mitleid. So ein Blödsinn, das hat er garantiert selbst so gewollt. Wahrscheinlich ist er nur ein arroganter Schnösel.

Das Essen ist schlicht, aber schmackhaft. Die Angestellten schwelgen natürlich nicht in Hummer und Muscheln, sie haben nicht mal immer Lust auf Meeresfrüchte, erklärt mir Daniele. Heute Abend zum Beispiel gibt es hausgemachte Bandnudeln mit frischer Tomatensoße – ist es die vom Nachmittag?

Ich frage und ernte ein Nicken als Antwort. Es schmeckt superlecker. Jeden Tag Fisch würde mir auch schnell zu den Ohren rauskommen.

Ein bisschen Wein dazu, caffè hinterher, noch ein kurzes Briefing zu den Reservierungen des Abends – der Maître informiert die Küche über bekannte Gäste und deren Vorlieben – dann wird auch schon in Windeseile abgeräumt. Dieselben Mädchen, die ich schon auf der Dachterrasse gesehen habe, ziehen flugs die Tische auseinander und stellen sie an ihren eigentlichen Platz, decken sie ein, und schon nach wenigen Momenten erinnert nichts mehr an die lange Tafel, an der wir gerade noch gut gelaunt gespeist haben.

Das ist professionell.

Jeder schwirrt ab an seinen Platz. Keiner beachtet mich mehr. Es ist so, als sei ich gar nicht da.

»Entschuldige bitte – darf ich?« Der Maître, er heißt Dario, glaube ich, schiebt mich sanft beiseite, weil er an die Schublade muss, vor der ich stehe.

Ich trete hastig seitwärts und habe für einen Atemzug das unangenehme Gefühl, auch hier im Weg zu sein.

»Wann geht es hier eigentlich so richtig los?«, frage ich ihn.

»Meistens so gegen halb acht«, antwortet er mir und ist auch schon wieder verschwunden.

Ich sehe auf die Uhr. Kurz vor sieben. Cavalieri hat sich immer noch nicht sehen lassen.

Wahrscheinlich ist er zu beschäftigt. Mir soll es recht sein, denn nach dem Nachmittag in der Küche mit den Muscheln und einem Nickerchen am Strand fühle ich mich ohnehin verschwitzt und habe das Bedürfnis, zu duschen und die Kleidung zu wechseln. Eine gute Gelegenheit also.

Ich schnappe mir meine Tasche und bin auch schon weg.

 

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